Sansibar und die völlige Verwirrung

Hans Christian Buch „Sansibar Blues“, 240 Seiten, 28 €, Eichborn, ISBN: 978-3821862187;

sansibar

Sansibar kennt jeder, denn Alfred Anders „Sansibar oder der letzte Grund“ ist seit Jahrzehnten Pflichtlektüre im Deutschunterricht. Dass Sansibar (als Tauschobjekt für Helgoland) auch mal einen Moment lang deutsche Geschichte schrieb, wissen schon weniger. Und der fabelhafte Hans-Christoph Buch hat darum noch noch eine pittoreske Geschichte geschrieben.

Der „Sansibar Blues“ ist eine Geschichte, die mehrere Epochen umfasst, jene als die Insel vor Ostafrika in deutschen Besitz kam und die Tochter des Sultans von einem Hamburger Kaufmann entführt wurde und im Deutschen Reich Bismarcks eine neue Heimat fand und jene, als das kommunistische Sansibar die DDR nach der Unabhängigkeit 1964 staatlich anerkannte.

Der Schriftsteller und Journalist Hans-Christoph Buch, vielgereist und berühmt für seine Reportagen  hat ein vielschichtiges Werk geschaffen und sich aus den unterschieldichsten Quellen bedient, angefangen von frühen Afrikaforschern bis zu eigenen Reiseerlebnissen.

Er selber nennt seinen Roman „ein System kommunizierender Röhren, das sich aus getrennetn Reservoiren speist“. Kein Wunder also, das selbst der südamerikanische Revolutionär Che Guevara eine tragende Rolle spielt, ebenso wie der polnische Reporter Kapuscinski, den im Gegensatz zu Che keiner kennt.

Auch die berühmten Afrika-Forscher David Livingstone und Henry Morton Stanley spielen eine Rolle sowie der Sklavenhändler Tippu Tipp. Immer wieder verknüpft der inzwischen auch schon 65-jährige Autor Fakt und Fiktion und jongliert zwischen historischer Wahrheit und eigener Vorstellungskraft.

„Anstatt Klarheit zu schaffen, möchte ich die Verwirrung vergrößern“, sagt Buch. Das gelingt ihm mit seinem virtuosen Verwirrspiel, das viel Einblick gibt in eine alles andere als klar durchdachte Bismarcksche Kolonialgeschichte.

Und am Ende ist dem Leser klar: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Bewertung: ****

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