Wo bleibt eigentlich der Hund?

David Edmonds/John Eidinow „Rousseaus Hund – Zwei Philosophen, ein Streit und das Ende aller Vernunft“, 350 Seiten, 21,95 €, DVA, ISBN: 978-3421042514;

„Das Leben ohne Hund ist ein Irrtum“, behauptete der Schriftsteller Carl Zuckmayer. Und Jean-Jacques Rousseau sagte: „Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; jedoch, der Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es nachgewiesen zu haben.“

Hund Sultan ist das verbindende Element zwischen „Aufklärer“ Rousseau und seinem Freund Widersacher David Hume. Aus dem Diskurs der beiden haben David Edmonds und John Eidinow jetzt ein Buch gemacht.

Edmonds und Eidinow arbeiten fürs britische Radio und sind spezialisiert auf die Geschichte der Philosophie. Da kam ihnen das legendäre Aufeinandertreffen der Aufklärungs-Ikonen Rousseau und Hume im Jahr 1765 gerade recht: Ihr Buch ist eine mit britischem Humor versehene Anekdote. Immerhin waren sich die beiden Denker nicht nur von ihren Ideen her fremd, von ihrem Aussehen her gegensätzlich (der ein groß und schlank, der andere klein und dick), sondern auch vom Temperament her völlig unverträglich. Was bleibt, ist der Hund.

„Mitten in Humes Selbstgefälligkeit, als er sich zweifellos in dem Gedanken sonnte, wegen seiner großen Güte die höchste Stufe der Wohltätigkeit erreicht zu haben, die je ein Mensch erklimmen kann, traf den beleibten, lebensfrohen Schotten der vielleicht schwerste Schlag, den jemals ein Philosoph erlitten hat“, so soll ein enger Freund Humes den Beginn des Streits der beiden Berühmtheiten dargestellt haben.

Begegnet waren sie sich erst im reiferen Alter von über 50. Der eine Rousseau, hatte sich allerorten in die Nesseln gesetzt, etwa durch den „Gesellschaftsvertrag“ und musste sich immer wiederr neue Orte des Exils suchen. Der andere, Hume, hatte eine  „Geschichte Englands“ geschrieben und war an der Pariser Botschaft tätig, als er von den Problemen des Kollegen hörte und ihm helfen wollte.

Rousseau reagierte überheblich und ohne Dank:  „Ohne vorherige Verbindungen, ohne Streit, ohne Querelen und ohne uns anders als über unsere literarische Reputation zu kennen, boten Sie mir eilfertig ihre Dienste und die Ihrer Freunde an. Gerührt von ihrer Großzügigkeit, stürzte ich mich in ihre Arme. Sie brachten mich nach England, dem Anschein nach, um mir Zuflucht zu gewähren, in Wahrheit aber, um mir die Ehre zu rauben.“

Und so begann ein eineinhalb Jahre dauernder, heftiger Streit, der noch über 250 Jahre später auf Interesse stößt. Dabei ging es gar nicht um die Philosophie, da kamen sich die zwei ohnehin nicht näher. Sie stritten sich um Menschliches, weil es eigentlich gar keine Verbindung zwischen ihnen gab – außer eben Hund Sultan. Aber um den geht’s eigentlich gar nicht.

Ob man über dieses Thema wirklich ein Buch schreiben muss? Für (Philosophie-)Freaks ist es bestimmt interessant, für mich war es das leider nicht.

Bewertung: ***

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